Mein Verein zum Anfassen

Endlich war es so weit; mein Verein war auf großer Deutschland-Tournee und er kam ausgerechnet zu mir nach Bonn. Der Spielmannszug 1920 Edelweiß Havert e.V. aus dem großen Freistaat Selfkant hier bei mir. In der alten, verlassenen Provinz Bonn, die nach dem Weggang der High Society aus Politik & Wirtschaft und dem Entzug des Namens Bundeshauptstadt keine Glanzzeiten mehr erlebt hatte. Voller Vorfreude setzte ich mich in die U-Bahn und fuhr stadteinwärts. Aus erster Hand erfuhr ich, dass sie ihr Quartier in der Jugendherberge Venusberg aufgeschlagen hatten. Sie sind eben trotz Erfolg total bescheiden geblieben. Ich wollte Sie auf ihrem Weg zum großen Vorspiel auf der Haupttribüne direkt am Rhein abfangen. Zuerst hatte ich Angst sie bereits verpasst zu haben, als plötzlich große Unruhe ausbrach. Aus der Ferne sah ich eine große Menschentraube auf mich zukommen. Da waren Sie! In voller Montur und samt Groupies. Das war meine Chance mich unauffällig unter ihnen zu mischen.

Ich wurde kaum bemerkt und eh ich mich versah, hatte ich bereits einen VIP-Ausweis umhängen und saß mit den Jungs & Mädels im Backstage-Bereich. Einfach Wahnsinn, aber das Beste sollte noch kommen. Ich durfte tatsächlich mit meinen Stars auf die Bühne vor mindestens 30(000) Menschen. Es war einfach ein super Gefühl, aber so plötzlich es passierte, so schnell war es auch schon wieder vorbei. Wir verließen die Bühne und zogen, uns den Weg zwischen der Menschenmenge bahnend, zum Käfer-Zelt. Die After-Show-Party zog sich dann bis früh in die Morgenstunden, doch schließlich war es Zeit heimwärts zu fahren. Von der Polizei begleitet, suchten wir uns den Weg zum Bahnhof, um von dort mit der sogenannten "Fotzenbimmelbahn" nach Hause zu fahren. Aufgrund von Unmengen Adrenalin konnten viele nicht schlafen und machten dem Namen JUGENDherberge alle Ehre. Am nächsten Tag stand die große Parade an, die weltweit auf WDR übertragen wurde. Die Polizei hatte für uns schon alle Straßen in ganz Bonn gesperrt. Dennoch brauchten wir einige Zeit bis wir unser Ziel erreicht hatten, denn die Stretchlimousinen waren mit B-Promis, wie Angela Merkel und Christian Wulff besetzt. Die Parade ging dann super schnell und die Fans jubelten uns zu. Ich glaube ein paar Mädels haben sogar hyperventiliert; anders kann ich mir die ganzen Krankenwagen nicht erklären. Hierfür noch einmal Sorry Mädels! Schon war der Abend auch schon da und es hieß Abschied nehmen. Meine Vorbilder mussten zurück zum Venusberg, wo ihr Tourbus bereits wartete. Vor Aufregung habe ich ganz vergessen Autogramme zu sammeln, aber ich habe eine Mundorgel absahnen können. Auf meinem Heimweg ließ ich das Wochenende Revue passieren und so langsam wurde mir mein Glück erst klar. So nah hatte ich meine Stars noch nie erlebt. Ich denke für alle bleibt diese Tournee unvergesslich.

 

 

Der Lokführer unserer F...bimmelbahn

 

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